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Kinofilm „Es sind die kleinen Dinge“
Zum Weltalphabetisierungstag am 8. September 2024
Beginn | So., 08.09.2024 , 17:00 Uhr |
Kursgebühr | 0,00 € |
Dauer | 1 Termin |
Kursleitung |
Zu diesem Kurs sind keine Informationen über Dozenten verfügbar. |
„Kaum jemand mag sich vorstellen, wie es sich in unserer von Schriftzeichen nur so wimmelnden Zeit anfühlt, nicht lesen und schreiben zu können. Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, selbst in ländlichen Gegenden wie dem bretonischen Dorf Kerguen, einer Gemeinde von 400 Einwohnern. Hier staunt die Bürgermeisterin und Lehrerin Alice (Julia Piaton) nicht schlecht, als der 65-jährige Choleriker Émile (Michel Blanc) in ihre jahrgangsübergreifende Dorfschulklasse stapft. Er setzt sich genau in die Bank, die er als Kind letztmals gedrückt hatte, damals allerdings mit mäßigem Erfolg. Die restlichen zehn Schülerinnen und Schüler sind aus dem Häuschen, nicht nur wegen der willkommenen Überraschung, sondern auch, weil Émile kein Blatt vor den Mund nimmt und seinen Sitznachbarn sogleich als „Klugscheißer“ tituliert. Aber was noch schlimmer ist: Die Schule soll geschlossen werden, wie schon die Bistros, die Läden und zuletzt sogar die Bäckerei. Landflucht nennt man das nicht nur in Frankreich – ein Problem, das Regisseurin Mélanie Auffret zu einer klugen Komödie voller lebensechter Charakterköpfe inspiriert hat.
Wie schlägt man sich durchs Leben, wenn sich Ortsnamen als ebenso verwirrende Mysterien vor einem auftürmen wie amtliche Formulare? Die Filmfigur Émile ist ein gut recherchiertes Beispiel für erfolgreiche Vermeidungsstrategien. Sein Leben lang hat der pensionierte Fliesenleger mit seinem Bruder zusammengelebt, der seine komplette Korrespondenz erledigte und mit ihm den kleinen örtlichen Radius absteckte, in dem sich Émile mittels Eselsbrücken zurechtfand. Aber vor sechs Monaten ist der Bruder gestorben. Nun ist es nur eine Frage der Zeit, bis Émiles Tricks auffliegen, selbst wenn er sich bislang äußerst robust und rücksichtslos nach dem Motto „Delegieren oder laut werden“ durchs Leben schlug. Lebensnah ist nicht nur Émile, sondern das ganze Personal in Mélanie Auffrets zweitem Film nach ihrem Debüt Roxane (2019).“ (Aus einer Filmkritik von Peter Gutting auf https://www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/es-sind-die-kleinen-dinge-2023 am 23.04.2024)
Kursort
Kommunales Kino mon ami
Goetheplatz 11
99423 Weimar